Jeder geht es etwas anders an, wenn wir in ein neues Haus oder eine neue Wohnung einziehen. Manche nehmen all ihre alten Möbel mit, manche kaufen alles neu, um mit dem neuen Wohnraum ganz neu anzufangen. Und keiner dieser Ansätze ist besser oder schlechter als der andere. Bei einem Tiny House ist es jedoch nochmal ein bisschen anders.
Was brauche ich? Und wo?
Im Tiny House müssen wir uns meist schon beim Bau genau überlegen, wo was hinkommt. Alles genau ausmessen und ausrechnen. Noch viel genauer als bei einem aktuell typischen großen Wohnhaus. Wir müssen uns genau überlegen, wo all die Dinge die wir besitzen ihren Platz finden können, und wie wir alles so unterbringen, dass es sich nicht anfühlt, als würde das ganze Haus vollgeräumt sein.
Die Voraussetzungen
In meinem Fall vom bereits bestehenden Tiny House, das aber – soweit ich weiß – nicht wirklich als Wohnhaus geplant war, sondern eher als zusätzlicher Aufenthaltsraum, und generell einfach als Forschungsprojekt, war etwas mehr Kreativität gefragt. Ich hatte einen „großen“ Raum, der durch die Tür, den Kamin und die Fensterfront gewisse Vorgaben hatte.
Immerhin wusste ich, dass ich aufgrund der vorherrschenden Bauvorschriften ohnehin ein bisschen dazu bauen musste, und somit das Badezimmer anderweitig untergebracht war. Gleichzeitig hatte ich bei der Einreichung bereits entschieden, wo der Wasseranschluss, und somit die Küche sein werden. Aber sonst hatte ich mir nicht weiter Gedanken gemacht.
Meine Herangehensweise
Ich bin die Einrichtung meines Hauses genauso angegangen wie so viele andere Dinge in meinem Leben: Ausprobieren. Ich wusste in etwa, wo das Bett wohl am meisten Sinn macht, aber das war’s. Und ich wusste, dass ich in mein wundervolles Vollholz-Haus auch nur Vollholz-Möbel nutzen wollte.
Da es mir wichtig ist, nicht unnötig neues zu kaufen, wenn wir auch Second Hand schöne Dinge finden können (und weil ich ungern unnötig für Dinge mehr bezahle), war mein erster Schritt das Stöbern auf willhaben.
Innerhalb einer Woche das ganze Haus eingerichtet
Schon bald wurde ich fündig. Eine einfache, schöne, fast neue Vollholz-Küche, die fast perfekt genau dort hinpasst, wo sie geplant war, nur 3 Ortschaften weiter. Bingo! Und sogar ein kleiner, ausziehbarer Tisch mit 2 Sesseln, und der Kühlschrank mit dabei.
Dort angekommen, und nachdem wir die Küche gerade fertig abgebaut und aufgeladen hatten, fragt der Verkäufer so nebenbei, ob ich auch Interesse an einer Couch hätte. Auch kaum benutzt. Gute Qualität. Ausziehbar. Perfekt!
Wenn wir genug Platz gehabt hätten, hätten wir sie gleich mit aufgeladen… Aber es war das zweite mal Fahren absolut wert. Auch noch ein kleines Kastl und ein bisschen Zubehör war mit dabei. Einen E-Herd konnte ich am gleichen Tag auch noch ganz in der Nähe abholen.
Ich musste mir also gar nicht allzuviele Gedanken darüber machen, wie ich mir mein Haus einrichte. Es hat sich automatisch so ergeben, wie die Einrichtungsgegenstände zu mir kamen. All das wurde noch mit einfachen IVAR Regalen als Raumteiler erweitert, und schon hatte ich mir mein Reich geschaffen.
Das Zuhause darf wachsen
Auch wenn ein Großteil der Einrichtungsgegenstände innerhalb kürzester Zeit da waren, und ich einfach so mal eingerichtet habe, hat sich dennoch mit der Zeit gezeigt, wo was stehen darf. Wo was nochmal seinen Platz wechseln darf, und was sich in Zukunft noch weiterentwickeln darf.
Gerade bei einem Tiny House ist es sehr empfehlenswert, sich genauer zu überlegen, wo irgendein ausgeklügeltes System eingesetzt werden kann. Wo ein Tisch zu einem Bett wird, ein Bett zu einem Schrank, oder ein Schrank zu einem Tisch. Alle Transformer sind herzlich eingeladen.
Es ist aber nicht jeder gleich von Anhieb so genial veranlagt, alles im Vorhinein durchzuplanen und genau zu wissen, was er wo wie braucht. Ich bin viel mehr jemand, der mal alles ausprobieren muss, um dann stetig Anpassungen und Verbesserungen zu machen. Mein Haus wir sich also ständig weiterentwickeln.
Wann wird das Haus zum Zuhause?
Ich kann mich noch ganz genau erinnern, als ich das erste mal in meinem Haus geschlafen habe. Es war noch an seinem ursprünglichen Platz, wo es auch gebaut wurde, noch vor dem Transport an seinen jetzigen Ort. Wir hatten alles für den Transport vorbereitet, und bis auf ein paar Querstreben war das Haus leer.
Ich hatte meinen Schlafsack und Isomatte mitgenommen, und hatte intuitiv einen Platz gewählt, der später dann auch tatsächlich zum Platz für mein Bett wurde. Von der einen Seite geschützt, und in die andere Richtung mit toller Aussicht, oder zumindest toller Sicht aus der Glasfront.
Ich war begeistert, die Beziehung zu meinem Haus aufzubauen, aber es war nur ein Haus. Und auch die ersten Nächte an seinem neuen Standort, mit ein paar Einrichtungsgegenständen waren noch sehr holprig. Aber wie bei jeder neuen Beziehung ist es eine Frage der Zeit. Mit jedem Mal, mit jeder Nacht, und mit jeder kleinen oder größeren Veränderung der Einrichtung, habe ich mein Haus mit meiner ganz eigenen Energie aufgeladen. Und irgendwann, ganz ohne Pauken und Trompeten, sondern still und heimlich, wurde aus dem Haus, das ich einfach so spontan gekauft hatte, nicht einfach nur mein Zuhause, sondern mein Zufluchtsort, mein Kokon, und mein sicherer Hafen.