Vorbereitung für den Zubau

Nach fast zwei Jahren Leben auf einer halben Baustelle, geht es endlich los: Jetzt darf ich für einige Zeit auf einer richtigen Baustelle leben! Dazu ist aber einiges an Vorbereitung notwendig.

Warum ein Zubau?

Wer im Tiny House leben mag, will ja selten dann ein großes Haus bauen, oder? Jein. Ich habe mir mit dem ursprünglichen Haus mit nicht ganz 21m2 zwar ein (gerade noch so) Tiny House gekauft, aber aufgrund der Gegebenheiten des Hauses und der Bauvorschriften, blieb mir fast nichts anderes übrig, als einen Zubau mit einzuplanen. Dadurch habe ich im finalen Ausbau in etwa 28m2 Wohnfläche (mit Vorraum, Badezimmer und „Aufenthaltsraum“) und 5 m2 Abstellraum. Also doch in etwa so viel Fläche wie ich in meiner 1-Zimmer Garcionerre in Wien hatte.

Die Vorbereitung

Das ursprüngliche Haus, das ich vor nicht ganz zwei Jahren gekauft hatte, war zwar als Modulhaus geplant, aber nur mit den zwei ursprünglichen Modulen, die auseinander genommen und wieder zusammengebaut werden konnten. Jeglicher weitere Ausbau war nicht vorgesehen. Dementsprechend waren so einige Aufgaben notwendig, um den Zubau vorzubereiten.

Die Fassade

Bevor irgendwas anderes an das Haus an der Seite drangebaut werden kann, musste mal die gesamte Fassade abgeschraubt werden. Zunächst dachte ich, dass ich ja nur von den zwei Seitenteilen alles entfernen muss, weil ja nur dort drangebaut wird. Denkste. Einer der vielen naiven Denkfehler, in die ich als Laie hineingelaufen bin, und noch werde…
Das Haus ist überall wo kein Fenster oder Türe ist, mit Stroh gedämmt. Und diese Strohdämmung ist natürlich nicht genau dort abgeschlossen, wo der neue Teil zugebaut wird. Daher mussten wir die gesamte Lärchenbrett-Fassade abschrauben, um zu schauen, wo wir wie viel von der Wand wegbauen müssen. Yuhu!
Und rate mal, wer sich gerne unter Fassaden-Brettern aufhält und Nester baut? Genau. Wespen! Spannend war jedoch, dass viele der Wespen gar kein Nest gebaut hatten, sondern sich einfach nur unter der Fassade aufhielten. Außerdem war es sehr faszinierend zu beobachten, wie entspannt sie waren. Beim gesamten Abschrauben der Fassade wurden wir kein einziges Mal gestochen. Es gibt wohl ruhigere und aggressivere Wespen. Oder ich hatte sehr viel Glück.

Das nackte Haus ganz ohne Fassade.

Die Dämmung

Strohdämmung in die Wand einfüllen ist eine spannende Sache. Man hat vollständige Ballen, die stark gepresst sind und zwischen zwei Holzbretter gestopft werden. Keine leichte Aufgabe. Aber nicht zu vergleichen damit, diese Ballen – die inzwischen nicht mehr mit Bändchen zusammengehalten werden, weil sie abgeschnitten wurden – wieder aus der Wand zu bekommen. Die Sache als chaotisch zu bezeichnen ist leicht untertrieben.
Überall fliegen Strohteile herum. Es riecht nach Stall. Und irgendwann fühlt man sich wie eine Vogelscheuche. Gleichzeitig ist es aber auch sehr spannend, wie dicht solche Strohballen in einer strohgedämmten Wand tatsächlich sind. Und wie viel mehr Platz all das Stroh braucht, wenn es plötzlich nicht mehr so komprimiert ist.
Außerdem konnten wir feststellen, wo im Dach wohl doch auch undichte Stellen waren. Es war also gar nicht so schlecht, diesen Zubau zu machen, um all diese kleinen Fehler zu beheben.

Das Dach

Auch wenn nur an den Seiten dazu gebaut werden sollte. wollte ich beim Dach kein Risiko eingehen, und kein Flickwerk haben. Zusätzlich war das Dach des Bestandsgebäudes nicht gedämmt, und hat mir inzwischen bereits den zweiten recht unerträglichen Sommer beschehrt. Daher hatte ich entschieden, das bestehende Dach – also die EPDM Folie und Hintertüftung – zu entfernen, ordentlich zu dämmen, und dann über das gesamte Gebäude ein neues Dach zu bauen.
Dazu musste aber natürlich auch das Dach – also zumindest alles bis auf die Vollholzplatten – demontiert werden. Und gleich am ersten Abend nachdem das Dach freigelegt war, und wir es nicht sofort mit der Industrieplane abgedeckt hatten (danke Wetterbericht!) kam plötzlich und völlig unerwartet ein heftiger Schauer, der dazu führte, dass es in den Innenraum getropft hat, und ich bis 2 Uhr früh am Dach, unter der dann doch ausgebreiteten Plane, das Wasser aufgewischt und das Dach halbwegs trocken gelegt habe… aber das ist eine Geschichte für sich…

Auch Teile der Strohdämmung mussten weg.

Die Anschlussstellen

Erst nachdem die Fassade und die Dämmung endlich entfernt waren, konnten wir genauer sehen, wie nun der Anschluß zwischen Bestand und Zubau genau sein muss. Dabei war so einiges an Tüfteln notwendig, da sowohl beim Dach als auch beim Boden nun Teile „im Weg“ waren, um einfach gerade eine Wand anzubauen. Da war es echt Goldwert, einen Bastler – der zusätzlich natürlich auch noch Spezialist ist – an Bord zu haben, der alle Details genau durchdacht hat.

Zwischenfazit

Mein kleines Häuschen war über die letzten zwei Jahre zu meinem Rückzugsort, zu meinem sicheren Platz geworden. Aber nach dieser Woche intensiver Vorbereitung, des vielen Schraubens und Zerlegens, konnte ich beobachten, wie sehr die freigelegte Außenhaut meines Hauses sich auch für mich persönlich so ähnlich anfühlte wie damals, als ich nach einem meiner Trainings so viel Gewicht verloren hatte, dass ich mich plötzlich sehr ungeschützt und verletzlich fühlte.
Es hat danach einige Tage, wenn nicht sogar Wochen gedauert, bis ich mich daran gewöhnt hatte, in einem so freigelegtem Haus zu leben.
Dabei hatte ich gemerkt, dass ich richtig dankbar war, dass der nächste Schritt des Zubaus erst mit einigem zeitlichen Abstand passieren sollte.

Vorbereitung für den Zubau
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