Mein kleines Häuschen wird erwachsen

Nachdem wir bereits alle wichtigen Vorarbeiten geleistet hatten, und auch das gesamte Holz – mit ein paar kleineren Problemen – endlich da war, konnte der Hauptteil des Zubaus beginnen.

Bauen mit Vollholzplatten

Orientiert am ursprünglichen Gebäude sollte auch der Zubau mit kreuzverleimten Vollholzplatten passieren. Da aber nicht genug Platz war, auch strohgedämmte Wände zu nutzen, haben wir stattdessen dickere Holzplatten gewählt. Und das bedeutet in dem Fall 18cm dick! Wenn man so eine Platte schneiden will, braucht man eine so große Kreissäge, dass zumindest ich sie fast nicht tragen kann. Aber ich schweife ab…

Das Bauen mit solchen Platten ist – wenn man ein Haus neu baut – wohl eine sehr einfache Angelegenheit. Alles wird im Werk fertig geplant, wird genauso geliefert, wie man es braucht, und muss dann „nur noch“ montiert werden.

Dazu ist dann ein fetter Kran notwendig, weil solche Platten so schwer sind, dass sie nicht mal mehrere starke Personen zusammen tragen könnten. Und sobald so ein großes Gerät Teil der Baustelle ist, ist die gesamte Stimmung anders, die Energie viel hochfrequenter, und der Stresslevel aller Beteiligten gleich mit.

Spezialprojekte benötigen spezielle Fähigkeiten

Wie auch schon im Beitrag über die Vorbereitungsarbeiten erwähnt, war die Montage bei meinem Haus aber wesentlich mehr als nur ein Aufstellen und Montieren der einzelnen Teile. Wir mussten messen, und schneiden und anpassen und tüfteln. Der ganze erste Tag war dann sogar so, dass wir den Kran gar nicht gebraucht haben, weil so viele andere Aufgaben notwendig waren. Es hat auch sicher nicht geholfen, dass ich gar noch nicht wusste, wo genau meine Türen haben wollte, und wie groß sie sein sollten…

Auch Kleinvieh macht Mist

Bereits am vierten Tag hatten wir alle Platten montiert, und man könnte meinen, dass dadurch ein Großteil der Arbeit erledigt war. Aber wie so oft unterschätzen wir immer wieder die nicht so sichtbaren Detailarbeiten, die oft einen viel größeren Teil des Aufwandes einnehmen als wir denken. Mit Feinjustierung, Abdichten, Streichen, Hobeln, und was weiß ich noch was alles, waren wir auch den letzten Tag der Baustelle noch voll beschäftigt, und sind nicht einmal ganz fertig geworden.

Emotionale Arbeit in der Doppelrolle

Während dieser zweiten Baustellenwoche durfte ich nochmal intensiver erleben, was es bedeutet, am eigenen Haus als Laie mitzubauen. Es ist zwar auch schön, die eigene Energie mit ins Haus einfließen zu lassen, aber es ist schon aufregend genug, auf einer Baustelle mitzuwirken, wo es ganz viele Handgriffe zu tun gibt, die man davor noch nie gemacht hat. Vielleicht sogar riesige Maschinen zu benutzen, die man davor noch nie benutzt hat. Dazu kommt aber auch die emotionale Herausforderung, diverse Last-minute Entscheidungen zu treffen, alle Leute zu koordinieren, darauf zu achten, dass alle gut versorgt sind, und darauf zu achten, dass auch dann wirklich alles so passiert, wie man sich das davor gedacht hat. Da kann es schon mal passieren, dass man eine kleine Panikattacke bekommt…

Zwischenfazit

Auch nach diesem zweiten Bauabschnitt fühlt es sich gut an, ein bisschen Pause zu haben, und sich an die neue Veränderung zu gewöhnen. Da ist plötzlich ein ganz neuer Bereich am Haus dran. Fast wie ein Teenager, der plötzlich einen Wachstumsschub bekommen hat, und noch nicht so recht weiß, wie er mit diesem neuen Körper umgehen soll.

Außerdem musste ich auch feststellen, dass so ein Bau irgendwie einfach viel zu schnell von statten geht. Ähnlich wie es manchen Menschen nach einer längeren Autofahrt geht, dass sie erst mal Zeit brauchen, um wirklich anzukommen, hat mir diese eine Woche eine wichtige Erkenntnis noch mal tiefer aufgezeigt: Wenn wir wirklich feinfühlig und bewusst Dinge tun, ist einfach jegliche Geschwindigkeit, in der unsere aktuelle Gesellschaft arbeitet, eigentlich viel zu schnell, um die Veränderung voll und ganz in uns aufzunehmen. Als fühlende Wesen ist es wichtig, uns viel mehr Zeit zu geben. Und all die tollen großen Maschinen, die alles so viel einfacher oder/und schneller machen, sind eine weitere Distanzierungsschicht zwischen uns und der tiefen Verbindung mit uns .

Mein kleines Häuschen wird erwachsen
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