Nach den Vorbereitungen und dem Zubau der neuen Räume ist mein Haus leider noch lange nicht fertig. Nach einer weiteren Pause von etwa 3-4 Wochen war es endlich so weit: Ich bekam ein Dach überm Kopf!
Und das war auch dringend notwendig! Aber eins nach dem anderen…
Re-use ist leichter gesagt als getan
Mir ist es wichtig, Dinge nicht unnötig wegzuwerfen, sondern nach Möglichkeiten zu suchen, sie wieder verwenden zu können. Und so wollte ich es auch bei meinem Dach machen. Ich hatte beim Kauf des ursprünglichen Hauses auch einiges an Bauholz zusätzlich dazu bekommen. Und diese Holzhaufen haben mich seit zwei Jahren täglich daran erinnert, dass ich auf einer Baustelle lebe, und noch viel zu tun ist (aber so ist es halt, wenn man Sammlergene hat…).
Zusätzlich hatten mein Vater und ich jede Menge Holz vom Abbau eines anderen Daches retten können. Aber sowohl das zusätzliche Holz vom Haus, als auch das vom Dach war nicht perfekt einheitlich. Alle Balken hatten eine leicht andere Dicke, Breite und/oder Länge.
Das bedeutete also zunächst mal eine Menge Aufwand, Holz zu schlichten, zu sortieren, und auch teilweise überhaupt erst nutzbar zu machen, da noch Nägel oder Schrauben darin verewigt waren.
All die notwendige Vorbereitung hat mir gezeigt, warum die meisten Menschen einfach wegwerfen und neu kaufen. Die Alternative ist schlichtweg wegen der benötigten zusätzlichen Arbeitszeit viel zu teuer. Oder das neue Holz zu billig. Je nachdem wie wir es sehen wollen.
Wer Rechnen kann ist klar im Vorteil
Zusätzlich war es schwieriger, bei dem bestehenden Holz die benötigte Fläche für das Dach zu berechnen, weil durch all die unterschiedlichen Längen und Breiten es schwer war zu wissen, wie viel Verschnitt anfallen wird. Ich wusste aber, dass ich nicht genug Holz für das gesamte Dach hatte. Es wurde daher eine wilde Mischung von altem und „neuem“ Holz. Wobei unterm Strich dann doch vor allem neues Holz verbaut wurde, und dann doch vom alten wesentlich mehr übrig als gedacht. Aber lieber zu viel als zu wenig.
Gut eingepackt
Der erste bauliche Schritt war, das Dach zu dämmen, bevor der Überbau montiert wurde. Und auch da hatte mein genialer Bau-Kollege eine schlaue Recyclingidee: Die alten Kreuzlagenholz Platten vom ursprünglichen Bau waren teilweise zu lange im Regen gewesen und nicht mehr schön oder nutzbar zum Bauen. Außerdem war auch hier fast jede Platte mit anderen Maßen. Daher konnte man sie nicht wirklich für irgendwas sinnvoll nutzen.
Also haben wir einfach all die Platten, die mir auch schon die ganze Zeit vor der Nase gelegen sind und Sorgen bereitet haben, aufs Dach geschlichtet. Einfach wie bei Tetris in die zwei poolartigen Einbuchtungen geschlichtet, mit perlitähnlichem Material die Zwischenräume gefüllt, und schon hab ich ca 20-24cm mehr Dämmung und außerdem altes Material gut wiederverwendet.
Es tropft
Eines der schlimmsten Sachen die passieren können bei einem Haus ist ein undichtes Dach. Und die ganzen ca. 2-3 Monate die ich eine Plane als Dach hatte, war immer so ein bisschen Unbehagen da, ob es auch wirklich hält. Und ob eh nicht irgendwo ein Loch reingekommen ist, wo es jetzt langsam in mein Haus und/oder meine Strohdämmung reinsaftelt (= tropft).
Und bis auf den einen Abend damals im August, als wir gerade die Plane vom Dach montiert hatten, und an genau diesem verhängnisvollen Abend nicht mit Regen gerechnet hatten, hat die Plane auch wirklich sehr gut gehalten. Auch mein Entwässerungssystem mit diversen Schläuchen für die Pools am Dach war inzwischen sehr ausgeklügelt und benötigte nur selten Anpassungen.
Als wir also nach der Dämm-Holz-Aktion noch ein – wie sich nachher herausstellte -letztes Mal die Plane über mein Dach ausbreiteten, machte ich mir tatsächlich nicht mehr allzu viele Sorgen.
Aber das ist wohl irgendein Naturgesetz, dass wenn man es am wenigsten erwartet, dann kommt es erst recht:
Mitten in der Nacht – also eigentlich wars 3 oder 4 in der Früh – wache ich auf zu einem tropf , tropf, tropf. Mit schlafen war es also vorbei, und ich bin rauf auf’s Dach, die Stelle suchen, wo es eventuell undicht sein könnte. Dort musste ich dann das Wasser ableiten, und hoffen, dass die Dämmschichten halbwegs gut austrocknen können.
Ich brauche wohl nicht zu sagen, dass ich nach dieser Nacht echt überreif war für ein dichtes, gescheites Dach.
Dächer sind komplexer als man denkt
Nachdem wir also mit der Dämmung fertig waren, kam die Konstruktion für das eigentliche Dach, also den Teil, der das ganze dann auch wasserdicht macht. Dafür nutzten wir dann die Mischung aus gekauften und zusammen gesammelten Brettern, die ich zu Beginn erwähnt hatte. Extra 4 cm dick, damit ich das Dach eventuell in Zukunft begrünen kann.
Die Dachfolie (Resitrix) war dann nochmal eine Wissenschaft für sich. Mehrere Bahnen, die zusammengeschweißt werden. Und dann war auch noch eine Rolle zu wenig!
Dazwischen noch den Spengler organisieren und koordinieren, obwohl ich zu dem Zeitpunkt noch keine Ahnung hatte, welche Arbeitsschritte wann wie dran kommen, Und wann er was wie braucht.
Auch da war dann noch ein bisschen Zittern dabei, weil es zwischen den einzelnen Schritten bis zum Dachabschluss auch wieder geregnet hat, und es nicht ganz klar war, ob es dicht genug ist. Auch wenn es schon wesentlich sicherer war als mit der Plane.
Die Fassade ist nicht nur Fassade
Auch wenn die Fassade selbst ja nicht zum Dach gehört, war die Montage der Fassade eng mit dem Dachbau verbunden. Sie ist schließlich auch ein wesentlicher Teil, der das Haus gegen Regen und ähnliches schützt.
Sie ist also nicht nur Deko, sondern auch wichtig für den Schutz der restlichen verbauten Materialien. Und als sie dann endlich zu großen Teilen montiert war, gab es mir echt nochmal einen großen Begeisterungsschub und das Gefühl, dass mein Hausi jetzt bald wirklich aussieht wie ein Hausi, und nicht wie ein jämmerliches, nacktes Küken.
Die Geschichte von Eis und Feuer
Auch wenn ich froh war, dass ich ein dichtes Dach hatte, fehlte noch ein wesentlicher Teil: Das Ofenrohr!
Im August und auch im sehr warmen September und Oktober konnte ich gut auskommen, ohne meinen Holzofen anzuwerfen. Aber mit Ende Oktober und Beginn des Novembers kamen dann doch auch die kühleren Temperaturen. Und wenn das Thermometer mal unter die 15°C rutscht, dann fang auch ich an, während dem Arbeiten meine Finger regelmäßig unter der Decke zu wärmen, die ich mir längst übergeworfen habe.
Es ist also denke ich verständlich, dass ich sehr erleichtert war, als die Dachdurchführung für das Ofenrohr endlich geliefert wurde, und ich tatsächlich auch noch rechtzeitig einheizen konnte, bevor es draußen die ersten Minusgrade hatte.
Zwischenfazit mit Dach
Inzwischen fühlt es sich an, als wäre ein großer Brocken vom Zubau erledigt. Ich muss kaum noch zittern, wenn es regnet oder schneit. Und mein Haus, das noch bis vor kurzem fast vollständig in ein weißes Planen-Verhüterli eingepackt war, hat inzwischen nur noch bei einem Türausschnitt eine Plane montiert. Fast alles sieht inzwischen nach einem Haus und nicht nach einer Baustelle aus.
Und ich könnte auch schon Türen haben, wenn ich nicht viel zu lange versucht hätte, über willhaben gebrauchte Türen zu finden. Irgendwann hab ich dann doch beschlossen, dass eine gescheite, sichere Tür durchaus sinnvoll ist. Aber jetzt halten mich die Lieferzeiten auf Trab.
Durch den Dachbau habe ich aber auf jeden Fall gelernt, wie wichtig die Arbeit eines guten Spenglers ist. Wie wichtig ein sicheres, dichtes Dach über dem Kopf ist, und auch, wie viel mehr Zeit das Kleingefitzel am Schluss braucht.
Inzwischen hab ich alle Wände, das Dach und die Fassade. Fast all das grobe, große, sichtbare. Und trotzdem bin ich wahrscheinlich vom Gesamtaufwand gerade mal bei der Hälfte.