Jeder sagt, das Haus bauen anstrengend ist und viel Zeit und Geld kostet. Und wahrscheinlich jeder unterschätzt es dennoch. Und vor allem: Es ist völlig egal, wie klein oder groß das Haus ist. Der Aufwand ist so gut wie immer höher.
Ich wollte schon viel früher eine Reflexion über den bisherigen Stand meines Hausbau-Projektes machen, aber es hatte wohl bisher nicht sollen sein. Inzwischen ist seit mehreren Monaten die Außenhülle soweit ausreichend fertig, dass sie wetterfest ist. Kosmetisches fehlt aber noch einiges. Und im Innenbereich geht auch alles langsamer voran als gedacht. Auch wenn schön langsam echt nicht mehr viel fehlt.
Da es also ein bisschen fließend ist, wann ich tatsächlich sagen kann, dass das Haus soweit fertig ist, kommt jetzt einfach schonmal ein erster Teil einer Reflexion, was ich gelernt habe, und wo ich tiefer blicken durfte.
Zubau vs. Neubau
Es ist um ein Vielfaches komplizierter, zu einem bestehenden Haus etwas dazuzubauen, als es schlichtweg abzureißen und neu zu machen. Das ist sicher auch der Grund, warum es so selten gemacht wird in der heutigen Zeit. Es kostet mehr Zeit, mehr Geld, und vor allem viel mehr fachliches Wissen, und kreative Fähigkeiten, spezielle, einzigartige Lösungen für immer wieder neue Probleme zu finden.
Dazu kommt sicher auch, dass die wenigsten Häuser heutzutage so gebaut werden, dass man sie leicht adaptieren, verkleinern oder vergrößern kann. Und es ist nicht leicht, so fachlich breitgefächerte Personen oder Firmen zu finden, die sich tatsächlich so einem komplexen Projekt stellen können und wollen.
Wohnen in einer Baustelle
Da ich bereits einige Zeit vor Beginn des Zubaus in mein halbfertiges Häuschen eingezogen bin, hatte ich außerdem die besondere Herausforderung, auf einer Baustelle zu wohnen. All mein Hab und Gut in einem Gebäude zu haben, das über mehrere Monate nur eine Plane als Regenschutz hatte war schon emotional ganz schön herausfordernd.
Zusätzlich war das Dach so konstruiert, dass es im Grunde aus zwei Einbuchtungen bestand, die durch die Plane zu zwei Teichen wurde, sobald Regen kam. In den Wannen war die Plane mit schweren Holzstücken beschwert um auch bei Wind stabilisiert zu sein. Dadurch war aber stets auch die Sorge, dass durch den Wind Löcher in der Plane gerissen werden, was kombiniert mit der Wannen-Situation bei Regen ständig ein mulmiges Gefühl auslöste.
Über die Zeit hatte ich jedoch zumindest ein halbwegs gut funktionierendes Entwässerungssystem für das Dach entwickelt. Dennoch war über Monate hinweg sowohl bei Wind als auch bei Regen sehr viel innere Unsicherheit.
Zusätzlich war immer die Sorge, dann irgendwo irgendeine Schraube, Wandstelle oder Dachkonstruktion sich nicht so verhält wie geplant, und Teile des Hauses oder auch alles irgendwie zusammenbrechen.
Selbermachen vs. Beauftragen
Wenn man einen Hausbau beauftragt anstatt selbst zu bauen, muss man sich zwar bei der Planung jede Menge Gedanken machen, aber danach lässt man alles los und kommt wieder, wenn die Arbeit getan ist. Der Nachteil dabei ist, dass man möglicherweise zu spät erst bemerkt, dass etwas falsch umgesetzt wurde, oder man es eventuell anders haben will.
Beim Selbermachen, bzw. wenn man selbst zumindest mithilft, läuft man in ganz andere Herausforderungen.
Meine größte Herausforderung beim selber mithelfen war es, dass ich versucht habe, zwei Rollen gleichzeitig zu erfüllen. Einerseits war ich Bauherrin, musste Kranfahrer, Essensversorgung und Leute koordinieren, während auch noch diverse Last-Minute Entscheidungen anfielen.
Andererseits hatte ich mich aber schon auch als Arbeitshilfskraft mit eingerechnet, und war auch neugierig und wollte bei jedem Arbeitsschritt dabei sein, um zu lernen wie es gemacht wird, oder zumindest ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es im Detail funktioniert. Ganz abgesehen davon, dass ich so viel wie möglich Foto- und Film-technisch dokumentieren wollte.
Das Lernen war ja schließlich auch mit ein Grund für meine Entscheidung, selbst am Bau mitzuarbeiten. Ein weiterer war es, dass ich eine engere Beziehung zu meinem Zuhause aufbauen wollte, was mir unterm Strich auch definitiv gelungen ist, auch wenn ich nicht jeden Handgriff mitbekommen habe.
Zusätzlich waren ein Großteil der anderen Leute, die am Hausbau mitgeholfen haben Freunde und Bekannte, wodurch ich mich bei fast jedem Teil des Hauses mit einem Lächeln an diese Personen und die gemeinsame Zeit erinnern darf.
Was ist Perfektion?
Durch den durchaus etwas „kreativen“ Zubau und den schon ursprünglich sehr speziellen Bau, der gemeinschaftlich mit Laien gebaut wurde, ist mein Haus weit davon entfernt, einem typischen Ideal oder Bild von Perfektion zu entsprechen. Aber für mich ist die Art und Weise, wie mein Zuhause entstanden ist so perfekt unperfekt, dass es absolut perfekt zu mir passt.
Wie geht es weiter?
Nachdem mal der grobe Teil des Baus erledigt ist, hat man schnell mal den Gedanken, dass es ja jetzt dann bald fertig ist. All die weiteren kleineren, unauffälligeren Schritte sind meist viel mehr Aufwand und dauern eher nochmal doppelt so lang wenn nicht länger. Es wird daher noch weitere Berichte bis zur Fertigstellung geben.
Und falls es bestimmte Bereiche gibt, die dich besonders interessieren, und worüber du gerne mehr erfahren möchtest, schreib mir gerne in die Kommentare. Das hilft mir auch, einen klareren Fokus zu bekommen.